|
|||
Der Kanal von KorinthAktie der Société Internationale du Canal Maritime de Corinthe von 1882 |
|||
|
|
||
|
|||
Im jahr 1880 lernte General Türr in Aachen den Gouverneur der griechischen Nationalbank Marc Rénieri kennen. Beide diskutierten die Möglichkeit eines Kanalprojekts bei Korinth. Rénieri bot Türr die Konzession für diesen Kanal an, auf der Basis eines 1869 vom griechischen Parlament erlassenen Konzessionsgesetzes. Türr investierte sein mit der Panamakonzession gewonnenes Geld und beauftragte den Ingenieur Béla Gerster mit einer Machbarkeitsstudie für einen Kanal über die Landenge von Korinth. Gerster untersuchte 1880 die Kanalroute, kam zu positiven Ergebnissen und schloss bereits 1881 in Athen für Türr mit der griechischen Regierung einen Konzessionsvertrag zum Bau und Betrieb eines Seekanals ab (Laufzeit 99 Jahre, Baubeginn innerhalb von 18 Monaten, geplante Fertigstellung bis 1887). |
|||
Obligation der Société Hellénique du Canal de Corinthe von 1890 |
|||
Mit einem Konsortium um den Bankier de Reinach gründete Türr 1882 mit einem Aktienkapital von 30 Millionen französischen Goldfranken die Société Internationale du Canal Maritime de Corinthe (Internationale Gesellschaft des Seekanals von Korinth) mit Sitz in Paris. Die Gesellschaft übernahm von Türr die Konzession. Türr wurde Präsident der Kanalgesellschaft. Das Klima für den Börsengang der Gesellschaft war zu diesem Zeitpunkt äußerst günstig, da der Kurs der Suezkanal-Aktien in ungeahnte Höhen geschnellt war und sich die Spekulanten um die 1880 emittierten Panamakanal- Aktien geradezu schlugen. So erstaunt es nicht, dass die im Mai 1882 herausgegebenen 60.000 Aktien der Kanalgesellschaft fünfmal überzeichnet wurden. 6 Millionen Goldfranken wurden von Griechen gezeichnet, der Rest der Aktien wurde in Frankreich platziert. König Georg I von Griechenland tat gleichzeitig den ersten Spatenstich zum Bau des Kanals entlang der antiken Trasse des Kaisers Nero. Gerster war der Bauleiter am Kanal. 1887 waren 2.100 Arbeiter am Kanal beschäftigt. Kapitalbedarf stellte sich in diesem Jahr ein, da die Gruppe des berüchtigten Pariser Bankiers de Reinach sehr "grosszügig" mit den Geldmitteln der Gesellschaft gewirtschaftet hatte. Eine 6%ige Anleiheemission über 30 Millionen Goldfranken sollte deshalb im Mai 1888 in Paris begeben werden. Diesmal ein unglücklicher Zeitpunkt, da zur gleichen Zeit die Panamakanal-Compagnie fallierte. So wurden beim Börsengang lediglich 10 Millionen Goldfranken eingesammelt. Im Februar 1890 war die Gesellschaft dann endgültig zahlungsunfähig. Die Arbeiten wurden eingestellt, 8.2 Millionen Kubikmeter Erdreich und Fels hatte man ausgeschachtet, 2.6 Millionen Kubikmeter waren noch auszugraben. |
|||
In dieser kritischen Situation initiierten griechische Patrioten 1890 in Athen die Gründung der mit einem Kapital von 5 Millionen Goldfranken ausgestatteten Auffanggesellschaft Société Hellénique du Canal de Corinthe (Griechische Gesellschaft des Kanals von Korinth). Der Konkursverwalter der alten Kanalgesellschaft übertrug die Konzession auf die neu gegründete Kanalgesellschaft. Anteilseigner und Gläubiger der alten Gesellschaft erhielten für ihre notleidenden Wertpapiere Besserungsscheine. 1893 wurde der Kanal durch die neue Gesellschaft fertig gestellt und dem Verkehr übergeben. 1907 wurde auch die neue Gesellschaft liquidiert und in die in Athen ansässige Betriebsgesellschaft Nouvelle Société du Canal de Corinthe (Neue Gesellschaft des Kanals von Korinth) überführt. 1980 wurde der Betrieb des Kanals der staateigenen Corinth Canal Company übertragen, 2001 erfolgte die Privatisierung der Kanalbetriebsgesellschaft. Heute durchfahren rund 12.000 Schiffe jährlich den Kanal. Literatur
|
|||
Wertpapiere des Kanals von KorinthDie Wertpapiere des Kanals von Korinth stellen ein erschwingliches, abgeschlossenes und katalogisiertes Sammelgebiet dar. Die bis heute bekannten rund 40 verschiedene Finanzdokumente zum Bau und Betrieb des Kanals von Korinth sind: Société Internationale du Canal Maritime de Corinthe 1882-1890
Aktie der Société Hellénique du Canal de Corinthe von 1890
Société Hellénique du Canal de Corinthe 1890-1907
Nouvelle Société Anonyme du Canal de Corinthe 1907-1980
|
|||
Weitere Informationen zum Kanal von Korinth
Dieses Fachbuch berichtet aus historischer Sicht über die Finanzierung, den Bau und den Betrieb des griechischen Kanals von Korinth. Seit der Antike (600 vor Christus) hat die Idee eines Kanals durch die Landenge von Korinth Herrscher, Ingenieure und Regierungsmächte angeregt; aber alle Kanalbauversuche sollten zunächst scheitern.
Erst 1882 nahm die französische Aktiengesellschaft "Société Internationale du Canal Maritime de Corinthe" (Internationale Gesellschaft des Seekanals von Korinth) den Bau des Korinth-Kanals in Angriff. Nur Eingeweihte wissen, dass diese Gesellschaft so etwas wie das unbeachtete Patenkind der Suezkanal- bzw. Panamakanal-Compagnie war. Die Patenschaft übernahm seinerzeit der französische Diplomat und Suezkanal-Erbauer Graf Ferdinand de Lesseps, der Held von Suez.
Im Jahr 1890 scheiterten die Kanalbauversuche der französischen Gesellschaft. Eine von griechischen Patrioten gegründete Auffanggesellschaft, die "Société Hellénique du Canal de Corinthe" (Griechische Gesellschaft des Kanals von Korinth), führte die Arbeiten fort, erfolgreich bis zur Eröffnung des Kanals 1893. Von 1907 bis 1980 folgte der griechischen Kanalgesellschaft die Betriebsgesellschaft "Nouvelle Société Anonyme du Canal de Corinthe" (Neue Gesellschaft des Kanals von Korinth).
Die von diesen drei Gesellschaften zur Finanzierung der Kanalaktivitäten ausgegebenen Aktien, Gründeranteilscheine, Besserungsscheine und Obligationen sind heute begehrte Sammelobjekte. Als "Historische Wertpapiere" sind es geschichtliche Zeitzeugen. Die historische Betrachtung des Kanals von Korinth wird durch einen Katalogteil ergänzt. Er erschließt alle von 1882 bis 1977 ausgegebenen Wertpapierzertifikate der drei Gesellschaften als Sammelgebiet. Das Buch wendet sich an den Sammler alter Wertpapiere, ob er Anfänger oder Fortgeschrittener ist, und an jeden, der sich für die geschichtlichen Hintergründe dieses interessanten Kanalprojekts interessiert.
Neu! Jetzt im Buchhandel erhältlich: Hans-Georg Glasemann: Der Kanal von Korinth, Historische Wertpapiere 1882-1977, Norderstedt, 2019, ISBN 978-3-74945-231-6
|